5 Gründe, warum du vom Partner nicht verstanden wirst – und wie du das sofort änderst

Von Petra Ahrweiler


vom Partner nicht verstanden
Endlich gehört und verstanden werden

Du zeigst, dass dich etwas stört. Aber deine Partnerin bzw. dein Partner hört nicht zu und hat es überhaupt nicht mitbekommen. Oder übergeht es einfach. Du ärgerst dich immer mehr und fühlst dich unverstanden. Nicht ernst genommen. Missachtet.

Schon so oft hast du was gesagt – aber besser wurde es nicht. Jetzt bist du schneller auf 180 als jeder Porsche.

Lies hier, wie du die 5 häufigsten Fehler vermeidest, die nur in Streit ohne Verständnis münden. Erfahre, was du tun kannst, um dich endlich wieder geborgen und geliebt zu fühlen.

1. Warum es keine Kleinigkeiten sind, wegen denen du vom Partner nicht verstanden wirst

Kennst du das? Du bringst etwas an, was dich so richtig ärgert, und es wird als eine Kleinigkeit abgetan? Oder deine Partnerin bzw. dein Partner hört nicht zu? Für dich wiegt das aber so schwer wie ein riesiger Sack Kartoffeln auf deinem Rücken?

Wirst du nicht ernst genommen? Nein, darum geht es nicht! Schließlich ist das nicht dein ärgster Feind, der dir schaden will. Er oder sie macht das nicht absichtlich. Dein Gesprächspartner hat nur noch nicht verstanden, worum es dir eigentlich geht. Erst wenn du den tieferen Sinn dahinter ausreichend verständlich machen konntest, wirst du etwas bewegen.

Das ist wie bei der falsch ausgedrückten Zahnpasta-Tube: Es geht nicht um die Zahnpasta – es geht um Wertschätzung.

Aufmerksamkeit.

Respekt.

vertrauen.

Loyalität.

Geborgenheit…

Sprich nicht von der Zahnpasta-Tube, sondern über das, worum es wirklich geht. Und wenn du den Eindruck hast, eine Lappalie wird dir im Gegenzug vorgehalten, dann erfrage den tieferen Sinn für deinen Partner bzw. deine Partnerin. Denn oft passiert so ein Aneinander vorbeireden in beiden Richtungen.

Dir geht es vielleicht darum, wie die „Zahnpasta-Tube“ ausgedrückt wird, und dein Gesprächspartner will die Toilettenpapier-Rolle anders herum hängen sehen. Vielleicht sprecht ihr sogar beide vom Gleichen. Nicht nur du fühlst dich von der Partnerin bzw. vom Partner nicht verstanden, es passiert gegenseitig, dass ihr euch nicht respektiert und wertgeschätzt fühlt.

2. Tatsächliche Kleinigkeiten, die bewirken, dass du vom Partner nicht verstanden wirst

Vielleicht war der Zeitpunkt für das Gespräch falsch gewählt? Wenn dein Gesprächspartner gerade gestresst und hungrig von der Arbeit nach Hause kam: Ist dein Partner oder deine Partnerin dann überhaupt offen für ein solches Gespräch mit dir?

Ich gebe dir dazu mal ein Beispiel von mir: Vor einigen Jahren war ich als Psychologin in einem großen Unternehmen angestellt tätig. Morgens kam ich auf den Dienstparkplatz gefahren. Gelegentlich standen dort schon Leute, die eine Frage an mich hatten. Ich wurde in ein Gespräch verwickelt, bevor ich überhaupt das Büro aufschließen konnte.

Dabei bin ich ein Mensch, der erstmal ankommen muss. Wirklich offen und aufmerksam kann ich auf einem Parkplatz, frierend im Winter und bepackt mit Unterlagen, gar nicht sein. Anfangs habe ich genervt reagiert, bis ich merkte: Den Leuten ist nicht klar, was ich brauche, um ihnen gut zuhören zu können. Die Atmosphäre entspannte sich, als ich in solchen Momenten sagte: Komme bitte in 10 Minuten in mein Büro, dann habe ich volle Aufmerksamkeit für das, was dich bewegt.

Wenn du dich von der Partnerin bzw. vom Partner nicht verstanden fühlst, dann prüfe also, ob du vielleicht einen falschen Zeitpunkt für ein Gespräch gewählt hast. Wenn du in der Beziehung Probleme ansprechen willst, dann nimm die abwehrende Reaktion deines Gesprächspartners nicht persönlich! Du brauchst auch nicht darüber grübeln, wann du am besten mit ihm oder ihr sprechen solltest. Schließlich weiß das dein Partner bzw. deine Partnerin selbst am besten. Du kannst das Gespräch ankündigen und fragen, wann der richtige Zeitpunkt dafür wäre.

3. Wie deine Gefühle dazu beitragen, dass du vom Partner nicht verstanden wirst

Du hast ein Wort oder einen Satz gehört, vielleicht auch nur ein Augenrollen oder ein Abwinken gesehen, was dich in Rage bringt. Jetzt fühlst du dich so verletzt oder angegriffen, dass du nur noch „zurückschlagen“ willst.

Du sagst etwas, von dem du weißt, dass sich dein Gesprächspartner dann ganz sicher verschließt oder unter die Decke geht. Dir ist klar, dass du damit im Endeffekt dazu beiträgst, dass du von der Partnerin bzw. vom Partner nicht verstanden wirst, aber du sagst es trotzdem.

Wenn die Emotionen so hochschnellen, willst du gar kein Verständnis mehr. Sei ehrlich mit dir, nun willst du streiten! Das ist Energie loswerden, mehr nicht.

Was du dann machen kannst, damit es nicht eskaliert? Geh raus aus der Situation. Schnappe Luft. Zähle bis 10. Gönne dir eine Pause, statt dich mit dem „Zurückschlagen“ noch zusätzlich selbst zu bestrafen.

Wenn du jetzt bleibst und weitermachst, riskierst du nur die nächste Verletzung, wenn dein Partner zurückschießt. Von deinem Ziel entfernst du dich immer mehr.

Deshalb erinnere dich, wenn du deine Beziehung retten willst: Du wolltest etwas tun, um verstanden zu werden! Auch wenn du dich noch so sehr verletzt fühlst – übernimm die Verantwortung für dein Ziel. Die Pause wird euch beiden guttun. Starte das Gespräch neu, wenn dir dein Ziel wieder bewusst ist und du dadurch ausreichend runtergekocht bist.

4. Wie du mit deinen Gedanken dazu beiträgst, dass du vom Partner nicht verstanden wirst

Du denkst, du weißt genau, was er oder sie anders machen müsste, damit sich eure Probleme auflösen? Diese innere Haltung spürt dein Gesprächspartner bzw. deine Partnerin. Er ist ein erwachsener Mensch, der sich ungerne belehren lässt. Deine Haltung macht es ihm bzw. ihr ungemein schwer, sich offen und verständnisvoll zu zeigen. Das allein bewirkt oft schon, dass du von der Partnerin bzw. vom Partner nicht verstanden wirst, weil er bzw. sie sich dadurch verschließt.

Außerdem wird dein Gesprächspartner klare Gründe haben, weshalb er bzw. sie sich so verhält. Diese Gründe sind dir nur noch nicht bekannt oder verständlich genug. Wenn du zu wissen glaubst, was Gesprächspartner tun oder lassen soll, wird er bzw. sie dagegenhalten. Und dann streitet ihr darüber, wer Recht hat.

In meiner Paartherapiepraxis beschreiben mir Paare oft, wie sie über „Fakten“ streiten. Beim genaueren Hinsehen wird aber deutlich: Es geht nicht um Fakten! Es geht um Gefühle, Wahrnehmungen, Erwartungen und Wünsche! Welche das sind, kann nur jeder für sich selbst am besten wissen. Und die sind immer richtig. Schließlich kann niemand einer anderen Person die Gefühle, Erwartungen oder Wünsche absprechen. Es gibt also nicht nur eine Wahrheit. Es gibt so viele Wahrheiten, wie es an der Situation beteiligte Menschen gibt.

Du denkst, dass du weißt, was in deinem Partner bzw. deiner Partnerin vorgeht? Da bist du in bester Gesellschaft, denn die meisten Paare denken, sie würden sich im Laufe der Zeit gegenseitig immer besser kennen. Die psychologischen Forschungsergebnisse zeigen aber: Sie liegen völlig daneben! Die Erwartungen, was im anderen Menschen vorgeht, werden immer nur festgefahrener – vor allem, wenn wenig miteinander geredet wird.

Ganz schlimm wird es dann, wenn eine Person mit einem anderen Menschen über die Beziehungsprobleme spricht. Dadurch kann es passieren, dass alles, was eigentlich in die Beziehung gehört, zu der anderen Person wandert: Verständnis, Nähe, Zuneigung. Daraus kann sich eine emotionale Affäre entwickeln, die manchmal auch ins sexuelle Fremdgehen mündet.

Diesen klugen Spruch solltest du also auf deine Beziehung anwenden, nicht auf eine außenstehende Person:

„Das Geheimnis von Veränderung besteht darin, deine ganze Energie darauf zu konzentrieren, Neues aufzubauen, statt Altes zu bekämpfen.“

(Sokrates)

Entwickle also Neugier für das, was in deinem Partner bzw. deiner Partnerin vorgeht. Siehe jeden Streit als eine Chance an, etwas Hilfreiches und Spannendes zu lernen – über deinen Partner bzw. deine Partnerin und auch über dich selbst. Denn in einem klärenden Gespräch kann auch dir einiges über dich selbst bewusster werden.

5. Wie du deine Erfahrungen nutzen kannst, um endlich vom Partner verstanden zu werden

Denkst du oft darüber nach, was du schon vergeblich ausprobiert hast? Es frustriert und lässt dich resignieren, wenn du dir verdeutlichst, wie oft du schon von der Partnerin bzw. vom Partner nicht verstanden wurdest. Denke deshalb besser an die Situationen, in denen es dir schon mal gelungen ist, dass dein Partner bzw. deine Partnerin dich nach anfänglichen Schwierigkeiten mehr verstanden hat. Damit kannst du dein Selbstvertrauen stärken für ein erfolgreiches klärendes Gespräch.

Dabei meine ich nicht das Thema, was du jetzt ansprechen willst. Denke an andere Schwierigkeiten im Laufe deiner Partnerschaft. Das ist doch sicherlich nicht der erste Ärger, den du verspürst. Bestimmt habt ihr schon ganz andere Missverständnisse aus dem Weg geräumt.

Was hast du da anders gemacht? Was hast du dazu beigetragen, dass es dir gelungen ist, mehr Verständnis von deinem Partner bzw. deiner Partnerin zu bekommen? Was könntest du davon auf die jetzige Situation übertragen? Nutze diese Anregungen und deine Ideen dazu, um deinen eigenen Weg zur Lösung der Probleme zu finden.

Manchmal erlebe ich, dass mich jemand in einem Beratungsgespräch fragt, was denn jetzt genau zu tun sei. Es fehle noch ein Tipp, um die Beziehungsprobleme klären zu können. Dabei werden diese Anregungen mit dem realen Leben verwechselt. Ich erstelle mit dir eine Landkarte, den Weg musst du schon selbst gehen. Wenn ich dir sage, wie ich vorgehen würde, wäre das mein Weg – der überhaupt nicht zu dir und deiner Persönlichkeit passen muss.

Deshalb solltest du alles, was du hieraus ableitest, zu etwas machen, was zu dir passt. Es sollte dir entsprechen, deiner Persönlichkeit, Haltung und Überzeugung. Sonst würde es zu einem ausschließlichen Trick verkommen. Dein Partner bzw. deine Partnerin würde dich dann auch schnell entsprechend einschätzen als „Trickser“. als eine Person, die es nicht so meint, wie sie es sagt. die wie ein schlechter Schauspieler aufgesetzt rüberkäme.

Wenn du aber noch mehr solcher Anregungen bekommen möchtest, aus denen du deine eigenen Lösungswege zur Klärung von Beziehungsproblemen entwickeln kannst, dann ist das hier genau das Richtige für dich:

Gedankenkreisen loswerden

Deine nächsten Schritte, um vom Partner endlich verstanden zu werden

  1. Erstelle dir jetzt eine Erinnerung. Einen Notizzettel in der Geldbörse oder eine Notiz im Handy. Erinnere dich so beim nächsten Streit daran, dass es kein persönlicher Angriff ist, wenn du von der Partnerin bzw. vom Partner nicht verstanden wirst! Nutze so eine Möglichkeit, damit du beim nächsten Streit nicht vergisst zu sagen, wofür die „Zahnpasta-Tube“ steht. Erinnere dich damit daran, es als Chance anzusehen, mehr darüber zu erfahren, was in deinem Gesprächspartner vorgeht.
  2. Erfrage noch heute den richtigen Zeitpunkt für ein Gespräch.
  3. Vermerke dir auf der Notiz auch, dass du Verantwortung für dein Ziel übernehmen willst, verstanden werden. Überlege dir schon jetzt, wie du dir eine Auszeit nehmen kannst, wenn dich deine Gefühle daran hindern, damit du die Wut wieder etwas abklingen lassen kannst.
  4. Erinnere dich jetzt an erfolgreichere Situationen, die sich auch um ein ganz anderes Thema gedreht haben können. Konzentriere dich auf das, was du beitragen konntest, dass es damals besser gelaufen ist. Prüfe, was du davon nun für das nächste Gespräch nutzen kannst.

Gehe deinen Weg, jetzt!

Viel Erfolg dabei wünscht dir 

Petra Ahrweiler

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Petra Ahrweiler

Ich bin Psychologin, Paar- und Familientherapeutin.

Als Scheibenwischer bei Konflikt- und Krisenwetter verhelfe ich dir zu klarer Sicht und sicheren Schritten auf deinem Weg zu Lebensfreude, Harmonie und innerer Ruhe.

  • Danke für die klaren Worte, es stimmt mit der gegenseitigen Wertschätzung. Man sollte sich an das Positive erinnern, was den Partner ausmacht.
    Danke

    • Hallo Sylvana,
      danke für deinen lieben Kommentar. Ich freue mich sehr, dass ich dich inspirieren konnte.
      Viele liebe Grüße
      Petra

  • Guten Morgen und danke für die angenehme Erklärung. Ich erwische mich, wie ich mich immer wieder über bestimmte Kleinigkeiten aufrege. In letzter Zeit reagiert mein Partner anders als meine Erwartungen und Wünsche, wenn ich mit Themen, die mich belasten, auf ihn zukomme. Da verschwinden alle lieben auffangenden Worte hinter dem ersten “Stress dich deshalb nicht so” und ich merke dass ich mich verschließe und entferne, weil ich mich auf den einen Satz fokussiere, statt alles, was danach Tolles kommt. Der angeführte Text hat mir geholfen, mir vor Augen zu führen, dass er mit besten Intentionen handelt. Ebenfalls ist mir auch schon aufgefallen, dass man sein Gegenüber nach der langen Zeit zu kennen glaubt und zu wissen denkt, welche Art hinter Sätzen steckt. Aber dadurch werfe ich ihm (negative) Eigenschaften in kleinen Aussagen vor, die ich mir allgemein gebildet zu haben glaube und merke oft im Nachhinein, dass ich ihm unrecht getan habe und mich nur ein Stichwort in dieses mindset gebracht habe. Solche Phasen gab es immer mal bei uns und ich konzentriere mich nun mehr darauf, dass sie immer wieder durch ein erneutes Öffnen meinerseits und Kommunikation ins Gute kamen. Sein Herz immer wieder zu öffnen und offen zu halten braucht eben auch seine Arbeit und eine gewisse Anstrengung. Ich fühle mich nach dem Lesen viel besser und nehme einiges mit, werde mir in solchen Situationen den Text öfter vornehmen. Danke für das Teilen Ihrer Expertise und ich freue mich mehr Ihrer Beiträge zu entdecken.
    Ganz liebe Grüße,
    Antonia

    • Liebe Antonia,
      das hast du ja wirklich sehr viel aus diesem Artikel für dich herausarbeiten und hier wunderbar beschreiben können! Ich glaube, deine Worte werden auch anderen Menschen weiterhelfen, die sie hier lesen. Es freut mich sehr, dass dir der Artikel so gut getan hat.
      Viele liebe Grüße
      Petra

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