Du schluckst oft runter, was dich stört. Wenn du etwas sagst, dann erklärst du dich und rechtfertigst dich. Oder du äußerst dich direkt gereizt. Dein Partner bzw. deine Partnerin beschwichtigt oder würgt dich dann ab und denkt danach: Es wäre alles wieder ok? Ist es aber nicht! Du fragst dich, ob du hingehalten und nicht ernstgenommen wirst. Aber was in deinem Partner bzw. deiner Partnerin vorgeht, erfährst du nicht?
Hier lernst du 3 Wege kennen, mit denen du dich leichter abgrenzen kannst. Damit findest du den richtigen Moment, um in der Beziehung Probleme ansprechen zu können. Du erfährst, wie du es schaffst, besser zu streiten und leichter mit den damit verbundenen Gefühlen umzugehen. Du erlebst, was du tun kannst, damit sich endlich was ändert. So brauchst du nicht mehr abwarten und bekommst eher, was du willst.
1. Wie du den Ursprung deiner Ängste und Schuldgefühle erkennst und sie loswirst
Wie haben deine Eltern früher gestritten? Vielleicht hast du oft heftigen Streit mit angehört. Ging es sehr verletzend zur Sache? Oder wurde geschwiegen – unter den Teppich gekehrt – tagelang nicht miteinander gesprochen? Hast du als Kind häufig Angst gehabt, dass sich deine Eltern trennen?
Wenn es heutzutage Ärger in deiner Partnerschaft gibt, denkst du vielleicht: „Ich will nicht wie meine Mutter oder mein Vater sein!“ Läuft dann der Film aus deiner Kindheit vor deinen inneren Augen ab? Selbst wenn du solche Bilder dann nicht siehst, spürst du vielleicht eine Sorge, dass auch deine Partnerschaft von Trennung bedroht sein kann.
Als Kind hast du dich manchmal schuldig gefühlt. Dachtest du, dass du vermitteln und schlichten müsstest, damit deine Eltern zusammenbleiben? Vielleicht haben dich Mutter oder Vater sogar als „Freund/in“ und als Gesprächspartner/in missbraucht oder dich auf andere Weise mit ihren Problemen überfordert. Und heute hast du wieder das Gefühl: Wenn ich für meine Bedürfnisse einstehe, dann provoziere ich Streit.
Ich habe eine gute Nachricht für dich: Du trägst nicht die Schuld an den Streitigkeiten. Als Kind warst du abhängig von deinen Eltern. Du hattest deutlich weniger Einflussmöglichkeiten als heute. Die Verantwortung dafür, wie deine Eltern in ihrer Beziehung Probleme ansprechen konnten und was dabei herausgekommen ist, lag bei den erwachsenen Personen – nicht bei dir. Sie waren selbst dafür verantwortlich, Wege zu finden, um ihre Beziehungsprobleme lösen zu können. Ein Kind kann so etwas überhaupt nicht auffangen.
Heute bist du erwachsen. Da sind deine Voraussetzungen und Chancen ganz anders als damals. Und deine Eltern sind ganz andere Menschen als du. Es gibt Unterschiede in der Persönlichkeit und im Verhalten. Du machst vieles anders. Und du willst noch mehr verändern. Das zeigt sich schon darin, dass du diesen Artikel liest. Mache dich also nicht selbst unglücklich, indem du dich mit der damaligen Situation vergleichst.
Heutzutage trägst du mehr Verantwortung, aber nicht alles alleine! Wie ein Streit verläuft – ob es ruhig bleibt und geklärt werden kann oder eskaliert – die Verantwortung dafür tragen alle beteiligten Personen gemeinsam. Alles, was du tust – und auch was du nicht tust – trägt dazu bei. Wenn du in der Beziehung Probleme ansprechen würdest, könntest du dazu beitragen, dass es eskaliert. Aber es kann genauso bedeuten, dass du schluckst und schluckst und schluckst … bis du platzt, und es dann auch eskaliert.
„Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.“
(chinesisches Sprichwort)
Nimm dir eine Auszeit und halte inne, wenn du merkst, dass ein Wort oder Satz, eine Geste oder Mimik, eine bestimmte Situation in dir den Gedanken auslöst: Ich will nicht so sein wie meine Mutter bzw. mein Vater. Dein ganz persönlicher wunder Punkt aus deiner Kindheit wird gerade angesprochen. Jeder Mensch trägt solche wunden Punkte in sich. In den Momenten, wenn diese angesprochen werden, bist du nur körperlich anwesend. Die Auszeit hilft dir, auch geistig wieder in der Gegenwart anzukommen.
Lasse Angst, Sorge und Schuldgefühle los. Die hemmen dich nur und helfen nicht weiter. Dann bekommst du die Hände frei für etwas Hilfreiches, was zur Qualität eurer Partnerschaft beitragen und die Beziehung retten kann.
2. Wie du in der Beziehung Probleme ansprechen kannst: Hartnäckig – ohne zu nerven
Wenn du nun deine Wünsche, Bedürfnisse und (unangenehmen) Gefühle äußerst, dann wird sich dein Partner bzw. deine Partnerin erst mit der Zeit daran gewöhnen. Das bedeutet auch, dass du vielleicht erstmal wieder vertröstet wirst oder erneut nichts passiert. Sei geduldig mit deinem/deiner Partner/in.
Damit meine ich nicht, dass du geduldig warten sollst, bis er/sie tatsächlich die Aufgaben übernimmt, die du schon so oft angemahnt hast. Ich meine damit, dass du Geduld für die Lernfähigkeit deines/deiner Partner/in aufbringen solltest. Damit erkannt und gelernt wird, dass du dich verändert hast, wirst du dich wiederholt abgrenzen müssen Vielleicht auch noch deutlicher.
Du kannst auch in der Beziehung Probleme ansprechen, ohne vorwurfsvoll und gereizt zu reagieren. Beispielsweise, indem du respektvoll nachfragst, wenn du vertröstet werden sollst: „Wenn du das erst später machen kannst, wann wird es dann sein?“ Ich will das nur wissen, damit ich dich nicht vorzeitig nerve, weil ich zu früh erneut nachhake.
Damit schlägst du 2 Fliegen mit einer Klappe: Du zeigst, dass es
1.) Dir wichtig ist und
2.) Du nicht streiten willst.
Du bist bestimmt ein liebevoller und nach Harmonie strebender Mensch. Damit tust du etwas Gutes. Und mit dieser hartnäckigen Vorgehensweise entwickelst du dich noch positiv weiter und unterstützt deine/n Partner/in. Wenn du in der Beziehung Probleme ansprichst und dich dadurch abgrenzst, gibst du deinem Partner bzw. deiner Partnerin das Wissen, woran er bzw. sie bei dir ist. Und du eröffnest die Chance, dich und alles, was dich ausmacht, noch besser kennen zu lernen. Dadurch trägst du auch dazu bei, das reine Nebeneinander her leben abzubauen.
3. Wie du mutiger und hoffnungsvoller wirst
Du hast schon oft auf den richtigen Moment gewartet, um in der Beziehung Probleme ansprechen zu können? Dazu habe ich eine schlechte und eine gute Nachricht für dich. Die schlechte ist: Den richtigen Moment wird es nicht geben, wenn du auf ihn wartest. Denn er wird nicht zufällig oder automatisch eintreffen. Also lass diese Warterei und schiebe das anstehende Gespräch nicht weiter vor dir her!
„Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Die zweitbeste Zeit ist jetzt.“
(chinesisches Sprichwort)
Die Gute lautet aber: Du kannst für den richtigen Moment sorgen! Indem du dir z. B. jetzt genau überlegst, wie eine Situation aussehen müsste, in der dein Partner bzw. deine Partnerin offener dir gegenüber sein wird. In einer gestressten Situation, nach einem langen Arbeitstag, hungrig und müde, oder kurz vor dem Schlafengehen wird das vermutlich nicht der Fall sein. plane deshalb jetzt z. B. eine gemütliche Atmosphäre für einen Zeitpunkt, der besser passen kann.
Vielleicht ist es auch hilfreich, das Gespräch anzukündigen. Darauf hinzuweisen, dass es ein streitfreier, ruhiger und angenehmer Austausch zu einem wichtigen Thema werden soll. Darüber zu informieren, dass du dann z. B. ein Essen in gemütlicher und ungestörter Atmosphäre vorbereiten wirst.
Bleib bei dir, statt dir Gedanken über deinen Partner bzw. deine Partnerin zu machen. Mit der gemütlichen Atmosphäre trägst du dazu bei, dass du dich sicherer und zuversichtlicher fühlst Du kennst dich selbst am besten und kannst die für dich optimale Situation erschaffen. Ob sie für deinen Partner bzw. deine Partnerin gut ist, bleibt ungewiss. Selbst wenn ihr euch gut kennt, kannst du das nie so gut einschätzen wie für dich selbst.
Nun überfällt dich doch wieder die Sorge, dass du es doch nicht schaffen wirst, Probleme in der Beziehung ansprechen zu können? Dann erinnere dich jetzt an all die Situationen, in denen du dich schon mal erfolgreich abgrenzen konntest. Sag nicht, du hast das noch nie geschafft, in keiner Minute der Beziehung!
Erinnere dich an Kleinigkeiten. Beispielsweise, wenn du gesagt hast, dass du ein anderes Gericht im Restaurant bevorzugt hast als das, welches dein/e Partner/in empfahl. Wie kommt es, dass dich deine Sorge vor Schuld, Verletzung, fehlender Anerkennung usw. nicht daran gehindert haben, deine Bedürfnisse in einer solchen kleinen Alltagssituation zu äußern?
Lerne von solchen Situationen. Mache dir bewusst, wie du das schaffst. Du kannst dein Selbstvertrauen stärken, indem du selbst kleinste positive Erfahrungen ausbaust, statt dich durch die Erinnerung an Misserfolge immer wieder selbst zu schwächen. Denke über dich so, wie du es dir von deiner besten Freundin oder deinem besten Freund wünschen würdest.
Falls dich die Sorge hemmt, dann egoistisch und eingebildet sein zu können:
Du kannst nur für andere gut sein, wenn du für dich selbst sorgst. Deshalb streiche ich diese positive Seite von Egoismus mit dieser Schreibweise heraus:
Egoismus = Ego-is(t)-(ein)-Mus(s)
Genau aus diesem Grunde heißt es bei den Informationen für den Notfall im Flugzeug auch immer: Erst sich selbst die Atemmaske aufsetzen, dann erst dem Sitznachbarn! Schließlich hat niemand mehr im Flugzeug Hilfe von dir zu erwarten, wenn du erstickt bist.
Und du kannst etwas bewirken, selbst wenn du bisher gedacht hast: Dein Partner bzw. deine Partnerin spielt nicht mit. Wenn dein Partner bzw. deine Partnerin dich bisher abgeblockt oder dir keine Gefühle mitteilt hat, dann denke daran, dass du jetzt etwas anders machst als bisher.
„Auch eine schwere Tür hat nur einen kleinen Schlüssel nötig.“
(Charles Dickens)
Dein Gegenüber wird spüren, dass du etwas anderes ausstrahlst. Du reagierst nicht mehr gereizt, sondern du bist beständig und klar. Du willst nicht nur deinen Ärger loswerden und Aufgaben an ihn bzw. sie verteilen. Wenn du z. B. fragst, wann das „später“ sein wird, damit du nicht zu früh wieder nervst, signalisierst du schließlich deine Bereitschaft, auf positive Weise mitzuwirken.
Das ist wie bei einem Mobile, d. h. eins von diesen Dingern, die oft über Kinderbetten von der Decke baumeln. Figuren sind bei einem solchen Mobile an mehreren Drähten mit Fäden aufgehängt und hängen frei in der Luft.
Stelle dir vor, du und dein Partner bzw. deine Partnerin wären diese Figuren. Die bisherigen Situationen, wenn es dir nicht gelungen ist, in der Beziehung Probleme ansprechen zu können, entsprechen dem bewegungslosen Mobile, weil das die festgefahrenen Verhaltensmuster sind. Wenn aber frischer Wind ins Zimmer bläst (z. B. durch diese Anregungen hier) und du dich anders verhältst (d. h. in Bewegung kommst), dann kommt auch dein/e Partner/in ins Schwingen. Oder hast du schon mal ein Mobile gesehen, bei dem sich nur ein einzelnes Teil bewegt?
Wenn du so vorgehst, wie ich es dir beschrieben habe, kannst du sogar mit Freude und Leidenschaft deine Ziele erreichen.
Deine nächsten Schritte, um deinen eigenen Weg zu gehen
- Schreibe dir alle Unterschiede zwischen heute und damals auf: a) zwischen dir heute und dir als Kind, b) zwischen der Persönlichkeit deiner Eltern und deiner eigenen Persönlichkeit heute.
- Notiere dir eine Alternative zum „Schlucken“. Vielleicht magst du in der nächsten Situation z. B. deinem Partner bzw. deiner Partnerin sagen, dass noch nicht wieder alles ok ist, du noch Zeit brauchst und zu einem späteren Zeitpunkt weiter mit ihm/ihr daran arbeiten möchtest.
- Wenn dein Partner bzw. deine Partnerin auf dein Anliegen „Später!“ antwortet, dann frage z. B. „Wann?“ Überlege dir jetzt weitere Alternativen zum Runterschlucken deines Ärgers oder Frusts und schreib sie dir direkt auf.
- Lege dir jetzt einen Termin fest, wann du in der Beziehung Probleme ansprechen willst. Sorge für Raum, Zeit und eine Atmosphäre, die dir bei dem Gespräch gut tun wird. Kümmere dich schon jetzt darum, dass ihr beiden ungestört sein werdet und dein/e Partner/in die Wichtigkeit des Gesprächs erkennt.
- Stärke dich und bereite dich optimal auf das Gespräch vor, indem du dir jetzt schriftlich auflistest, wann du dich schon mal (in kleinen Dingen) abgegrenzt hast.
Gehe deinen Weg, jetzt!
Viel Erfolg dabei wünscht dir
Petra Ahrweiler
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