Homeoffice: 3 Wege zum innere Ruhe finden und gelassener werden

Von Petra Ahrweiler


innere Ruhe finden
Stressfrei im Homeoffice arbeiten

Kennst du das? Irgendwas läuft bei dir beruflich gerade schief. Weil du im Homeoffice arbeitest, kannst du das nicht in Ruhe lösen. Denn genau dann kommt dein Partner bzw. deine Partnerin reingeschneit und will irgendwas von dir. Plötzlich schreit auch noch dein Kind. Deine Nerven liegen sowieso schon total blank und jetzt dann läuft das Fass einfach über. Du wirst laut und sagst Sachen, die du später bereust.

Ich gebe dir hier 3 Schritte an die Hand, mit denen du innere Ruhe finden und für konzentrierteres Arbeiten sorgen kannst. Dadurch wird es dir gelingen, gelassener und entspannter zu bleiben. In deiner Beziehung und im Kontakt mit deinem Kind kannst du damit dazu beitragen, dass der Umgang gegenseitig respektvoller abläuft. Du erfährst:

  • Eine „Erste-Hilfe“ bei Stress und Ärger im Homeoffice, um innere Ruhe zu finden.
  • Wie du im Homeoffice mit Partner/in und Kind vorsorgst, damit du gelassen werden kannst.
  • Was du bei deinem Kind beachten solltest, damit du deine innere Ruhe finden kannst.

Falls du lieber Videos ansiehst als zu lesen: ich habe die Inhalte des nachfolgenden Artikels auch bezogen auf das Homeoffice in Corona-Zeiten in diesem Video beschrieben:

„Erste-Hilfe“ bei Stress und Ärger im Homeoffice, um innere Ruhe zu finden

Wenn du Stress reduzieren willst, aber geladen bist, dann sorge zuerst dafür, schnell wieder ruhiger zu werden. Wie? Geh raus aus der Situation. Am besten noch, bevor du was sagst oder sogar noch Schlimmeres passiert. Aber wohin sollst du jetzt gehen? Schließlich kannst du jetzt nicht einfach abhauen. Deine Arbeit wartet vielleicht noch. Dein Kind kannst du auch nicht einfach alleine stehen lassen.

Trotzdem wird es möglich sein, kurz vor die Tür zu gehen. Eine kleine Runde um den Block zu drehen. Alternativ kannst du auf den Balkon oder in den Garten gehen. Wenn du das nicht hast, dann gehe einfach in ein anderes Zimmer. Zur Not auf die Toilette und schließe hinter dir ab. Spätestens hier kannst du einen Moment lang innere Ruhe finden. Möglichkeiten für deine Auszeit gibt es immer!

Warum das helfen soll? Falls du schon mal ohne Homeoffice im Büro gearbeitet hast, kennst du das vielleicht: Du konntest einen Moment im Auto sitzen bleiben und verschnaufen, bevor du nach Hause gefahren bist. Die Fahrzeit hat dir auch schon einen Puffer verschafft. Dadurch hast du nicht den ganzen Ärger mit nach Hause gebracht. Die angestaute Energie konnte schon etwas verpuffen.

Jetzt im Homeoffice fehlt dir dieser Puffer. Deshalb ist es wichtig, ihn dir bewusst zu verschaffen. Schon 5 Minuten Zeit nur für dich: Das kann wahre kleine Wunder bewirken.

Bevor du rausgehst, sag den anderen, warum und wie lange du gehst. Wenn dein Partner bzw. deine Partnerin oder dein Kind nicht weiß, was los ist, laufen sie dir sonst hinterher oder lassen dich nicht einfach gehen. Sag es auf eine respektvolle Art und Weise, damit du die Chance erhöhst, dass die anderen ebenso rücksichtsvoll reagieren.

Ich würde beispielsweise sagen: „Ich möchte volle Aufmerksamkeit für dich haben.“ Jetzt in diesem Moment kann ich das gerade nicht. Ich brauche 5 Minuten und gehe kurz raus. Danach bin ich direkt wieder für dich da. Versprochen!

Sobald du draußen bist, dann zähle bis 10 oder auch bis 20. Erinnere dich daran, dass alle gerade unter Strom stehen. Was passiert ist, geht nicht gegen dich persönlich. Das ist wichtig, denn das wirst du in so einer Situation oft vergessen. Atme dann ganz bewusst 10 x ein und besonders tief aus. Seufzen hilft auch, um wieder innere Ruhe zu finden Lass die ganze angestaute Energie erstmal raus!

Und du kannst etwas tun, damit der Stress und Ärger sich gar nicht ansammelt: Führe täglich oder zumindest mehrmals in der Woche eine kleine Familienkonferenz durch. Wähle dazu einen Zeitpunkt aus, der für dich und deine Familie zeitlich passt. Besprich ganz kurz mit allen gemeinsam, wie es jedem geht: Wer was jetzt gerade braucht. Welche Ideen oder Wünsche jeder aktuell hat.

Wenn das alles nicht reicht und es vielleicht richtig eskaliert: Sprich mit jemandem. Hole dir Hilfe! Die meisten Einzelpersonen, Paare und Familien wenden sich erst an mich als Psychologin, wenn das Kind schon fast in den Brunnen gefallen ist. Wenn kaum noch respektvoll miteinander gesprochen wird. Wenn vielleicht sogar Sachen fliegen und es zu Gewalt kommt durch Ausraster vom Partner, der Partnerin, dir selbst oder auch von deinem Kind.

Oder psychische Gewalt passiert: Wenn jemand droht, gezielt verunsichert und mit den Aussagen den Selbstwert einer anderen Person beschädigen will. Du denkst jetzt, dass so etwas in jedem Streit vorkommt? Nein, denn ich spreche hierbei von Gewalt, wenn dadurch Macht, Kontrolle und Manipulation erreicht werden sollen.

Du bist nicht allein. Hol dir Hilfe, wenn es bedrohlich wird. Es gibt Beratungsstellen auch in deiner Stadt. Melde dich im Notfall beim Frauenhaus oder dem Kinderschutzbund. Die Telefonseelsorge ist 24 Stunden am Tag besetzt. Dort bekommst du immer ein offenes Ohr. Im schlimmsten Fall rufst du die Polizei.

„Besser auf neuen Wegen etwas stolpern als in alten Pfaden auf der Stelle zu treten.“

(Chinesische Weisheit)

Scheu dich nicht, mit anderen Menschen darüber zu sprechen, was du erlebst. Denn aus einer solch festgefahrenen Situation kommt niemand mehr alleine heraus. Versuche nicht, deinem Partner bzw. deiner Partnerin oder deinem Kind bei einer Veränderung zu helfen. Ich sage dir dazu anhand meiner 20-jährigen Erfahrung als Psychologin: Das ist ziemlich zwecklos, jemand anderen verändern zu wollen. Aber du kannst etwas bei dir verändern, um dich zu schützen und endlich wieder innere Ruhe zu finden.

Wie du im Homeoffice mit Partner/in und Kind vorsorgst, damit du gelassen werden kannst

Wenn du in einem Büro arbeitest, hast du feste Arbeitszeiten. Es ist klar festgelegt, wann du in deinem Beruf arbeitest und wann du dich um private Angelegenheiten kümmern kannst. Im Homeoffice sieht das ganz anders aus. Die fehlende Tagesstruktur kann ein großes Problem darstellen, vor allem, wenn dein Partner oder deine Partnerin und vielleicht auch noch dein Kind anwesend sind.

Deshalb ist es wichtig, dass du eine eigene Tagesstruktur schaffst. Besprich mit allen Menschen, mit denen du zusammenwohnst, klare Arbeits-, Lern- und Freizeiten. Lege klare Zeiten gemeinsam mit den anderen fest. Drücke das deinem Kind nicht auf, sondern beziehe es im Gespräch ein. Besprich, zu welchen Zeiten sich jeder alleine beschäftigt. Kläre mit allen, wie wichtig es ist, dass in dieser Zeit keine Unterbrechungen passieren. Außer natürlich, die Bude brennt.

Beratschlage mit den anderen, wie jeder sich dafür zurückziehen kann. Der Rückzug sollte in der jeweiligen Situation für alle deutlich sein und automatisch in Erinnerung gerufen werden, z. B. durch ein Schild an der Tür mit der Aufschrift „Bitte nicht stören“. Das nimmt die jeweilige Person dann ab, wenn sie wieder unterbrochen werden kann. Ihr könnt auch ein Signal, ein Wort oder ein Handzeichen vereinbaren. So kommt es nicht immer erst zu Diskussionen.

Die Zeiten sollten sich nicht nur auf dein Arbeiten und z. B. die Hausaufgaben deines Kindes beziehen. Auch ein wenig schöne Zeit für dich ganz allein gehört dazu, damit du endlich etwas innere Ruhe finden und neue Kraft tanken kannst Beispielsweise, indem du ein Lieblingsgetränk ganz bewusst am Abend genießt. Bei mir ist es eine Tasse Tee, die ich ganz besonders gerne mag.

Du kannst dann auch gleich noch mit den anderen festlegen, wann ihr gemeinsam etwas macht. Damit meine ich nicht Zeiten am Handy und am Fernseher oder am Computer. Das ist nur noch nebeneinander her leben, denn dabei sitzt ihr zwar nebeneinander, macht aber trotzdem nichts gemeinsam.

Es geht um Momente, in denen ihr euch als Paar nahe und zärtlich miteinander sein könnt. Und Zeiten, in denen ihr als Familie zusammen rausgeht oder gemeinsam spielt. Dazu kann auch ein kleiner Moment als einzelnes Highlight am Tag dienen. Es muss nichts Großes sein.

Mit dieser Planung hast du auch etwas, auf das du dich freuen kannst. Das hebt deine Stimmung. Du beschäftigst dich mit etwas Positivem, auch dadurch wirst du nicht so schnell gereizt sein. Die anderen fühlen sich einbezogen und wertgeschätzt, wenn du sie in diese Tagesplanungen einbeziehst.

Selbst dein Kind kann Ideen und Vorschläge einbringen, auf die du vielleicht gar nicht gekommen wärst. Das macht dein Kind auf positive Weise selbstbewusst und stolz. Es wird viel eher mitwirken, als wenn du das alleine planst.

Was du bei deinem Kind beachten solltest, damit du deine innere Ruhe finden kannst

Im Homeoffice bist du im Umgang mit deinem Kind ganz besonders gefordert. Für dein Kind ist es schwerer, ruhig zu bleiben und vor allem länger still sitzen zu bleiben. Sorge deshalb dafür, dass dein Kind viele Möglichkeiten hat, sich zu bewegen. Kinder haben einen noch viel größeren Bewegungsdrang als Erwachsene, obwohl auch wir dringend einen Ausgleich brauchen Wir alle bewegen uns heute extrem zu wenig, seitdem Handy, Internet und Computerspiele so verlockend geworden sind.

Vielleicht magst du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und Sportübungen mit deinem Kind in deiner Wohnung gemeinsam machen. Gemeinsam Tanzen kann richtig Spaß machen. Oder gehe mit deinem Kind zusammen eine Runde spazieren, vielleicht zum nächsten Spiel- oder Bolzplatz.

Damit trägst du dazu bei, dass der Pegel an Gereiztheit gar nicht so hochschnellen kann, weil Bewegung ein guter Ausgleich zum vielen Sitzen in der Arbeit und zu den Hausaufgaben ist. Begrenze die Zeiten, die dein Kind am Fernseher, am Computer, am Handy verbringt.

Das hört sich nach mehr Stress mit dem Kind an, so etwas durchzusetzen? Wenn du die nachfolgenden Anregungen berücksichtigst, wird es dir gelingen, mehr innere Ruhe zu finden: Besprich das mit deinem Kind gemeinsam und erkläre es ihm in altersgerechten Worten. Beziehe deine Worte nicht so sehr auf das, was dem Kind genommen werden soll. Lenke die Aufmerksamkeit auf das, was es dadurch gewinnt: Mit dir etwas Schönes gemeinsam zu tun.

Wenn es in deiner Partnerschaft oft gekracht hat, dann akzeptiere, falls dein Kind vielleicht viel anhänglicher ist. Dein Kind bekommt viel mit, selbst wenn ihr nicht vor ihm streitet. Kinder spüren die Atmosphäre und bekommen ganz schnell Angst, dass ihr euch trennen könntet. Wenn dein Kind sich ängstigt, dass es einen Elternteil dadurch verlieren könnte, wird es viel mehr mit dir kuscheln wollen. Manche Kinder verhalten sich auch auffälliger, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, damit die Eltern nicht mehr streiten.

Verzichte jetzt auf besondere Erziehungsmaßnahmen. Ihr seid durch das Homeoffice viel mehr zusammen. Dadurch fallen dir Sachen stärker auf, die dich schon oft gestört haben. Jetzt ist nicht die Zeit für Familienoptimierung. Bestärke dein Kind mehr als es zu bestrafen oder mit ihm zu schimpfen.

Du kannst etwas an der Situation ändern, indem du auf negatives Verhalten hinweist oder indem du gewünschtes Verhalten bestärkend hervorhebst. Positive Rückmeldung trifft bei deinem Kind eher auf offene Ohren und bewirkt daher schneller einen Erfolg.

Damit kannst du nicht nur innere Ruhe finden, sondern sogar auch noch dein positives Denken trainieren. Es schärft deinen Blick darauf, wann dein Kind etwas gut gemacht hat und was dir im Umgang mit ihm geholfen hat.

Zusammenfassend deine nächsten Schritte, um im Homeoffice mehr innere Ruhe zu finden

1.) Passe das Gelesene auf deine individuelle Situation an. Wenn du es aufschreibst, ist das nachhaltiger. Du vergisst es nicht so schnell. Auch bekommst du schreibend mehr Ideen. Beantworte dazu diese Punkte:

      • Wohin wirst du gehen, wenn du die Situation kurz verlassen willst?
      • Erinnere dich mit dem Notizzettel daran, dann mindestens bis 10 zu zählen sowie ein- und vor allem auszuatmen.
      • Mache dir Stichworte, die du mit den anderen besprechen willst, damit jeder die Zeiten für stille Beschäftigung kennt und daran erinnert wird, z. B. durch ein Schild an der Tür, ein Handzeichen usw.

2.) Notiere dir jetzt auch schon deine Ideen zur Tagesstruktur für die Zeiten:

      • Deiner Arbeit
      • deiner Freizeit
      • deines persönlichen Rückzugs
      • gemeinsamen Rückzugs als Paar
      • gemeinsamer Aktivitäten mit dem Kind
      • der Bewegung mit deinem Kind
      • der begrenzten Bildschirmzeiten deines Kindes
      • von Familienkonferenzen zum Besprechen von Befinden, Wünschen usw.

3.) Probiere meine Anregungen aus. Leg dir einen Zeitraum fest, wie lange du diese Möglichkeiten ausprobieren willst. Notiere dir schon jetzt, an wen du dich wenden willst, falls das alles nicht ausreichend weiterhilft.

Gehe deinen Weg, jetzt!

Viel Erfolg dabei wünscht dir 

Petra Ahrweiler

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Petra Ahrweiler

Ich bin Psychologin, Paar- und Familientherapeutin.

Als Scheibenwischer bei Konflikt- und Krisenwetter verhelfe ich dir zu klarer Sicht und sicheren Schritten auf deinem Weg zu Lebensfreude, Harmonie und innerer Ruhe.

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