Beziehungsstreit lösen und Beziehungsprobleme erkennen: Woran liegt es eigentlich?

Von Petra Ahrweiler


Wie du den Beziehungsstreit lösen kannst, wenn der Ärger wie in einem Kochtopf in der Partnerschaft überkocht.
Beziehungsprobleme kochen über – erkenne sie!

Es gibt häufig Streit in deiner Beziehung. Aber der Grund dafür erschließt sich dir nicht.

Wie sollst du den Beziehungsstreit lösen, wenn du das Problem nicht kennst?

Deine Sorge wird immer größer, weil du keinen Ausweg siehst. Das Wort „Trennung“ ist auch schon mal gefallen? Oder es stand schon unausgesprochen im Raum.

Ich zeige dir, wie du aus diesem Teufelskreis von Unverständnis und eskalierenden Konflikten aussteigen kannst.

Durch konkrete Hilfen erfährst du hier, was du in deiner Kommunikation und deiner Art des Zuhörens verändern kannst, um mehr gegenseitiges Verständnis zu erzielen, und wie du dem Ziel endlich deutlich näher kommst, den Beziehungsstreit lösen zu können.

Ist der Satz „Ich verstehe überhaupt nicht, wo das Problem eigentlich liegt!“ schon öfter gefallen? Du warst verärgert oder genervt, als du ihn gesagt hast? Inhaltlich geht es dann in dem Streit um sachliche Argumentationen, um Fakten. Für dich sind es Kleinigkeiten, die eigentlich der Rede gar nicht wert sein müssten. Du verstehst nicht, weshalb sich dein/e Partner/in so aufregt. Das ist wie bei der Zahnpastatube, die „falsch“ ausgedrückt wird. Oder bei der Toilettenpapierrolle, welche immer falsch herum eingehängt wird.

Herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Erfolgsschritt!

Wenn du dich fragst, was eigentlich das Problem ist, dann hast du schon einen ganz wichtigen Schritt gemacht. Es geht nämlich gar nicht um die Zahnpastatube oder was immer es für eine „Kleinigkeit“ in deiner Beziehung sein mag. Etwas anderes steht dahinter: Gefühle und Bedürfnisse.

Und die können vielfältiger Natur sein. So kannst du sie näher ergründen: Welche Gefühle und welche Befriedigung von Bedürfnissen gehören zu einer erfüllten und glücklichen Partnerschaft? Für mich sind das z. B.:

  • Aufmerksamkeit erhalten,
  • Wertschätzung erleben,
  • Nähe spüren,
  • Vertrauen haben,
  • zärtlich miteinander umgehen,
  • lustvoll und gemeinsam Zeit miteinander verbringen,
  • In anregender und aufregender Art füreinander da sein.

Welche sind das für dich? Und was denkst du, wie würde dein/e Partner/in diese Frage beantworten?

Streit über Kleinigkeiten und häufige Gereiztheit weisen darauf hin, dass diese Gefühle und Bedürfnisse in der Beziehung mittlerweile zu kurz kommen. Wenn dein/e Partner/in sich darüber aufregt, dass die Zahnpastatube wieder nicht aufgerollt, sondern von dir unförmig zerquetscht wurde, dann kann das z. B. bedeuten: Du achtest nicht auf das, was mir wichtig ist.

Natürlich bezieht sich das nicht nur auf die Zahnpastatube. Die Tube steht nur als Aufhänger für das Grundempfinden zur Beziehungsqualität. Und wenn ihr viele Schwierigkeiten bereits gemeistert habt und du schon so viel für deine/n Partner/in früher getan hast, passiert das trotzdem. Denn eine Beziehung ist kein Sparschwein. Du kannst dich nicht auf vergangene Zeiten ausruhen.

„Wenn der Wind der Erneuerung weht, dann bauen die einen Menschen Mauern und die anderen Windmühlen.“

(Chinesische Weisheit)

Solche Schwierigkeiten treten nicht am Anfang einer Beziehung auf. Wenn du noch verliebt bist, trägst du ihr/ihm die Zahnpasta auf einem Silbertablett hinterher. Im Laufe der Beziehung verschwindet die „rosa Brille“ der Verliebtheit immer mehr. Es schleicht sich zunehmend Gewohnheit ein, alles wird selbstverständlich und irgendwann ist es nur noch ein nebeneinander her leben. Deshalb muss jedes Paar etwas für das Beziehungsglück tun: Je länger die Beziehung währt, desto mehr „Beziehungspflege“ ist nötig.

Ihr tragt beide dazu bei, wenn die Qualität eurer Beziehung schneller den Bach runtergeht als eine Flaschenpost den Rhein runterschwimmt: Eine Person durch das Meckern über die Zahnpastatube und die andere durch die genervte Reaktion. Die verärgerte Reaktion bewirkt das Gefühl, nicht ernstgenommen zu werden.

Das ist wie das Öl, was ins Feuer gelangt. Dann fallen Worte, die später bereut werden. Aber der Versuch, die Worte zurückzunehmen, ist genauso wie zu versuchen, die Zahnpasta in die Tube zurückbekommen zu wollen. Und du stimmst mir ja sicherlich zu, dass neben dem wertschätzenden und respektvollen Verhalten auch das Ernstgenommenwerden ein wichtiges Gefühl ist, um eine Beziehung als glückliche Partnerschaft wahrzunehmen.

Mittlerweile ist die Stimmung so oft angespannt, dass du psychosomatische Beschwerden verspürst? Kopf- oder Bauchschmerzen und Schlafstörungen werden häufiger? Du fragst dich, weshalb dein/e Partner/in nicht einfach klar sagt, was Sache ist? Will dich dein Gegenüber damit ärgern? Nein, natürlich nicht! Deinem/deiner Partner/in fällt es genauso schwer wie dir, in Worte zu fassen, was hinter der Zahnpastatube steckt.

So gelangst du vom Finden des Problems hin zum Beziehungsstreit lösen

Nimm also diese „Kleinigkeit“ als etwas ganz Wichtiges wahr, denn du kannst diese Probleme als Chance ansehen. Bestimmt empfindest du selbst auch die Beziehung nicht mehr als so toll wie am Anfang. Vielleicht fragst du dich sogar, ob es noch möglich ist, die Beziehung retten zu können.

Überprüfe, inwiefern gemeinsame Freizeitaktivitäten, befriedigende Sexualität, füreinander da sein, gemeinsame Lebensziele, Loyalität, gleiche Augenhöhe usw. für dich eine Rolle spielen, wenn du an eine richtig tolle Liebesbeziehung denkst. Nun schätze auf der nachfolgenden Skala deine Partnerschaft ein:

Wenn du eine Zahl für deine aktuelle Empfindung gefunden hast, dann prüfe, auf welche Zahl du gern kommen möchtest.

Betrachte nun die „Aufhänger“ nicht als Problem, sondern als Chance, um über‘s Beziehungsstreit lösen hinaus auch noch zu deinem Ziel zu kommen. Dein/e Partner/in schenkt dir damit etwas, was dich an dein Ziel erinnern soll. Wenn es diese „Kleinigkeiten“ nicht gäbe, würde alles so weitergehen und die Gefühle in der Beziehung würden immer mehr von Langeweile, Gleichgültigkeit, Gewohnheit und Unzufriedenheit geprägt.

Wenn du dich darüber freust, dass dich wieder ein Signal wachrüttelt, statt dich über die „Kleinigkeit“ zu ärgern, dann gehst du schon mit einer ganz anderen Stimmung daran, den Beziehungsstreit zu lösen. Und dies wird auch zum Erfolg beitragen, obwohl du das Problem an sich noch gar nicht kennst.

„Was eine Raupe das Lebensende nennt, nennen Weise einen Schmetterling.“

(Chinesische Weisheit)

Ich vermute, dass dir beim Lesen schon einiges aufgefallen ist, was dir zeigt, dass deine Gefühle und Bedürfnisse in der Beziehung ebenfalls zu kurz kommen. Jetzt fragst du dich: Wenn die Atmosphäre schon so drückend ist wie an einem schwülen Sommertag kurz vor einem Gewitter – wie soll ich dann in der Beziehung Probleme ansprechen, ohne ein gewaltiges Gewitter auszulösen?

Dazu möchte ich dir Gesprächsregeln an die Hand geben, welche sich in der Kommunikationspsychologie als hilfreich erwiesen haben, um einen Beziehungsstreit lösen zu können und gegenseitiges Verständnis zu erzielen.

6 hilfreiche Schritte in eine Kommunikation, die erfolgreich den Beziehungsstreit lösen kann

Mit diesen 6 Schritten wirst du leichter einen Beziehungsstreit lösen
6 Schritte in eine gute Kommunikation als Paar

1. Prüfe zuerst: Willst du Recht haben? Oder willst du dein Gegenüber verstehen?

Eine erfolgreiche Klärung von Konflikten gelingt dir, wenn dein Ziel ist, dein Gegenüber besser zu verstehen. Frage neugierig, um herauszufinden, welche Gefühle und Bedürfnisse deine/n Partner/in bewegt.

Bedenke dabei: Gefühle sind immer richtig! Wenn sich dein Gegenüber z. B. nicht beachtet gefühlt hat, dann solltest du deiner/deinem Partner/in dieses Gefühl nicht absprechen Bei der Kommunikation über Gefühle geht es nicht um richtig und falsch! Beides ist richtig: wie dein Gegenüber empfunden hat, und dass du etwas ganz anderes bewirken wolltest.

2. Sprich von dir – nicht über dein/e Partner/in

Sprich in der Ich-Form, um Vorwürfe zu vermeiden. Hier ein Beispiel für eine vorwurfsvolle Du-Form: „Du hast mich verletzt, weil du dieses und jenes gemacht hast.“ Die Ich-Form klingt ganz anders: „Ich fühle mich verletzt, weil ich das so und so verstanden habe.“

3. Werde konkret und vermeide Verallgemeinerungen

Wörter wie „immer“, „nie“, „ständig“, „dauernd“ usw. schüren Konflikte. Dein Gegenüber fühlt sich dadurch schnell herausgefordert, dir das Gegenteil zu beweisen. Schon bist du im Kampf darum, wer Recht hat. Wer kämpft, wird zumindest nicht langfristig den Beziehungsstreit lösen können. Vielleicht gibt jemand auf, bis es zum nächsten Kampf kommt.

Vermeide deshalb verallgemeinernde Begriffe und beschreibe statt dessen eine konkrete Situation, die nicht allzu lange her ist, und bleib bei dieser Situation.

4. Lass dein Gegenüber ausreden

unterbrechen verstärkt Konflikte. Missverständnisse entstehen sonst in immer schnellerer Abfolge. Verstehen braucht Zeit. Unterbreche deshalb nur, wenn dein Gegenüber sehr lange spricht und du den Faden verlierst. Dann kannst du eine reine Verständnisfrage stellen.

Halte deine eigene Sichtweise bzw. Stellungnahme noch zurück. Wenn du selbst unterbrochen wirst: Weise darauf hin, dass du weiterreden möchtest, um Missverständnisse zu vermeiden. Bleibe dabei höflich und wertschätzend, damit erhöhst du die Chance ungemein, den Beziehungsstreit lösen zu können.

5. Kläre erst, ob du richtig verstanden hast

Gib erst mit deinen eigenen Worten wieder, was du beim Gegenüber gerade verstanden hast. Lass dir dann eine Rückmeldung geben, ob es richtig und komplett bei dir ankam.

6. Beschreibe erst danach deine eigene Sichtweise

Schildere erst jetzt deine eigene Sicht, wenn du die Bestätigung bekommen hast, dass du dein Gegenüber richtig verstanden hast. So vermeidest du Missverständnisse. Das Gespräch bleibt viel ruhiger und du nimmst das immense Tempo heraus, was für die Entwicklung in eine Eskalation so typisch ist.

Setze dies jetzt direkt um, um den Beziehungsstreit lösen zu können

Überlege dir nun einen passenden Ort und Zeitpunkt, um das Gespräch mit deinem/deiner Partner/in zu führen. Du kannst einen Beziehungsstreit lösen und einen positiven Start des Gesprächs dafür erreichen, wenn schon durch die Wahl von Ort und Zeit deutlich wird, dass du deinen Gesprächspartner schätzt. Wie wäre es z. B. mit Blumen oder Kerzen auf dem Tisch?

Der Zeitpunkt sollte so gewählt sein, dass dein/e Partner/in sich dann nicht gestresst fühlt und dir auch Aufmerksamkeit schenken kann. Lege für dich jetzt ein konkretes Date fest. Überlege dir auch in Ruhe, ob es für den Erfolg des Gespräches hilfreicher ist, dieses Gespräch bei deinem/deiner Partner/in anzukündigen oder es lieber als Überraschung zu planen.

Gehe deinen Weg, jetzt!

Viel Erfolg dabei wünscht dir 

Petra Ahrweiler

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Petra Ahrweiler

Ich bin Psychologin, Paar- und Familientherapeutin.

Als Scheibenwischer bei Konflikt- und Krisenwetter verhelfe ich dir zu klarer Sicht und sicheren Schritten auf deinem Weg zu Lebensfreude, Harmonie und innerer Ruhe.

  • Liebe Frau Ahrweiler,

    vielen Dank für diesen schönen und fundierten Artikel. Ich finde, dass er toll geschrieben und sehr praxisorientiert ist. Alle Anregungen sind sofort anwendbar und, wenn man es ernst meint, auch sofort wirksam. Das liest man selten.

    • Lieber Tobias,
      herzlichen Dank für dieses tolle Feedback, das freut mich riesig. Bedingt durch die Anrede antworte ich hier erstmal in der Sie-Form. (Ich orientiere mich immer am Wunsch meines Gegenübers, wer mag kann mich auch gern duzen.)
      Die Formulierung „wenn man es ernst meint“ trifft super zu. Ich gebe eine Anregung, und Sie als Leser bekommen dadurch ordentlich etwas zu tun. Ihr Kommentar zeigt, dass Sie eine große Fähigkeit haben, sich auf ungewöhnliche Gedankenexperimente einzulassen. Das ist eine große Stärke, denn nicht jeder ist so offen für solche Anregungen. Die Wirksamkeit ist somit zu einem sehr großen Anteil Ihr Verdienst, auf den Sie stolz sein können.
      Viele Grüße
      Petra Ahrweiler

  • Liebe Petra, Danke für diesen wunderbaren Artikel! Nicht nur das Thema ist spannend, sondern deine mir auch bekannten Situationsbeschreibungen. Du hast den „Beziehzngsalltag“ sehr klar und wertschätzend mit guten Lösungen beschrieben. Ich teile diesen Artikel gern auf meiner Seite!

    • Liebe Alice,
      es freut mich wirklich sehr, dass du den Artikel so gut findest und ihn deshalb auch deinen Coaching-Klienten zur Verfügung stellen möchtest. Herzlichen Dank für dein tolles Feedback.
      Viele Grüße
      Petra

    • Liebe Mona,
      ich kann natürlich nicht ausschließen, dass manchmal „einfach die Liebe weg ist“. Oft erlebe ich jedoch auch, dass die Liebe noch da ist und von unausgesprochenen Konflikten überdeckt wird, bis sie einfach nur nicht mehr verspürt wird. Nicht ohne Grund sagt der Volksmund auch „was sich liebt, das neckt sich“. Liebe kann häufig wieder erlebt werden, wenn es zur Konfliktklärung kommt und Lösungswege für bisher unerfüllte Bedürfnisse und Wünsche gefunden werden.
      Viele Grüße
      Petra

  • Hallo Petra,

    ein toller Artikel und so nah an der Wirklichkeit. Ohne Kommunikation kann ich keine Beziehung aufrecht erhalten. So wie du schon erwähnst, schleicht sich leider früher oder später immer mehr der Alltagstrott ein und gerade mit Kindern fehlt dann oft die Zeit für gemeinsame Stunden zu zweit. Und auch ich merke dann, dass ich bei kleinsten Dingen gereizt reagiere, wenn meine Bedürfnisse oder auch Zeit für mich über längere Zeit zu kurz gekommen sind. Aber gerade dann ist es, so wie du schon erwähnst, wichtig, dass Mann und Frau miteinander kommunizieren und durch gemeinsame Aktivitäten und Erlebnisse die Beziehung pflegen. Ich danke dir für die tollen Anregungen, die sich in der Praxis umsetzen lassen.

    • Hallo Karsten,
      ich danke dir sehr für deinen Kommentar. Genau, Paare sind ganz besonders gefordert, etwas für die Beziehungspflege zu tun, wenn Kinder da sind. Es ist äußerst wichtig, außer einer Familienzeit auch eine Paarzeit einzurichten. Ich freue mich sehr, dass du meine Anregungen auch gut umsetzbar findest. Es ist mir immer sehr wichtig, dass es nicht nur beim Nachdenken und Reden bleibt.
      Viele Grüße
      Petra

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