Du fühlst dich sehr mit einer Frau verbunden. Ihr telefoniert oft, schreibt euch viele Nachrichten. Seit Monaten oder sogar Jahren fühlst du dich zu ihr hingezogen. Vielleicht ist auch schon mehr passiert? Irgendwann hast du gemerkt: „Ich habe mich als Frau heimlich in eine Frau verliebt! Aber ich bin doch in einer festen Partnerschaft mit einem Mann!“
Du hältst es geheim und das schlechte Gewissen quält dich schlimmer als ein Zahnarzt bei einer Wurzelbehandlung. Du musst viel organisieren, damit Telefonate und Treffen möglich werden und nicht auffliegen.
Lies hier, wie du dich von der Belastung des Doppellebens befreien kannst. Erfahre hier, wie du dich davor schützt, nicht in einem emotionalen Loch zu verschwinden, was größer als der Vulkankrater des Ätna ist.
Wie du dich selbst quälst, wenn du als Frau heimlich in eine Frau verliebt bist
Du bist ein sehr offener Mensch und verstehst selbst nicht, warum dir das solche Probleme bereitet? Warum nur fällt es dir so schwer, positiv denken zu können? Oder bist du sehr konservativ erzogen worden? Sehr streng, bezogen auf Treue und andere Wertvorstellungen in einer Partnerschaft. Eigentlich war alles vorgezeichnet: Heirat, Kinder, Haus … Und jetzt? Du hast das Gefühl, dein Versprechen halten zu müssen, immer für deinen Partner da zu sein.
„Mehr als nötig leidet, wer leidet, bevor es nötig ist.“
(Seneca)
Die halbe Nacht liegst du wach und grübelst. Die geliebte Frau macht dir vielleicht auch noch Druck. Oder sie ist selbst in einer festen Partnerschaft und verheimlicht, was zwischen euch besteht. Daher macht sie dir zusätzlichen Druck, das Doppelleben aufrecht zu erhalten?
Es gibt vielleicht sogar Streit, weil du mit deinem Partner sprechen willst und sie Angst hat, dass dadurch auch über sie etwas herauskommt? Du fragst dich: Ist das bei der anderen Frau noch ein normales Coming-out? Oder will sie sich einfach nicht trennen und nichts verändern? Du merkst: Mit der Frau hast du nicht das Familiengerüst, was du dir wünscht – den nötigen Rückhalt.
Vielleicht hast du mit einer besten Freundin gesprochen. Sie sagt dir: Die Frau tut dir nicht gut. Du fühlst dich dazu gedrängt, den Kontakt abzubrechen. Aber du fühlst dich schrecklich bei dem Gedanken, dich von ihr zu lösen. Oder die Freundin sagt, das Coming-out sei doch heute so einfach. Keiner versteht, dass es für dich und diese Frau so schwer ist.
Das bedeutet, andere wissen schon davon, nur dein Partner nicht? Du weißt, es kann für ihn besonders belastend sein, wenn er erfährt, dass du als Frau heimlich in eine Frau verliebt bist. Er kann sich dadurch noch mehr hintergangen und vorgeführt fühlen. Und für andere wird es immer schwerer, sich nichts anmerken zu lassen.
Dein Partner ahnt vielleicht etwas. Er ist handzahmer als ein von Menschen aufgezogener Wolf. Er kämpft um dich, zeigt sich sehr besorgt, verhält sich unsicher und vorsichtig. Du fragst dich, was auf dich zukommt, wenn du es offen aussprichst und die Seifenblase des Doppellebens zerplatzt?
1. Wie du deine Angst auflöst, wenn du als Frau heimlich in eine Frau verliebt bist
Du machst dir Sorgen, dein Partner könnte zusammenbrechen, wenn es rauskommt? Ich sage dir: Er könnte auch erleichtert sein, dass er endlich weiß, was mit dir los ist. Vielleicht ist die Ungewissheit für ihn viel belastender!
Du grübelst auch darüber, ob du „nur“ die Beziehung aufkündigen sollst, oder ob du dich gleichzeitig auch outen solltest? Und ob du ihm auch schon sagen solltest, dass es diese konkrete Frau in deinem Leben gibt? Du denkst, dass er vielleicht damit besser umgehen kann, weil es eine Frau ist und er somit nicht mit einem Mann konkurrieren müsste?
Meine Erfahrung zeigt: Das kann sein, aber er kann sich auch gerade in seiner Männerehre ganz besonders angegriffen fühlen. Er könnte denken, dass du so reagierst, weil du „noch nicht den Richtigen gefunden hast“ und er „kein guter Mann ist“.
Du hast Angst, dass er vielleicht sehr fies und verletzend werden könnte, wenn es rauskäme? Du fühlst dich schon länger vom Partner nicht verstanden? Er könnte laut werden, respektlos, eventuell auch vor den Kindern. Vielleicht sogar körperlich ausrasten?
Darauf kann ich dir nur antworten: Es stimmt, dein Partner leidet, wenn du festgestellt hast, dass er sich anders verhält, seitdem du als Frau heimlich in eine Frau verliebt bist. Deine Kinder leiden vielleicht auch, sie sind sehr anhänglich oder auffällig. Kinder sind sehr sensibel und spüren schnell, wenn etwas nicht stimmt.
Aber ich muss dir auch sagen, dass du dich mit deinen Gedanken in einem Labyrinth verläufst. Das hilft weder dir noch deinem Partner oder deinen Kindern! Warum ist das so? Du wirst nicht vorher ergründen können, wie dein Partner reagiert, wenn er erfährt, dass du als Frau heimlich in eine Frau verliebt bist.
Mit Grübeln wirst du das nicht lösen. Du hast keine Glaskugel und auch ich kann nicht in die Zukunft sehen und dir sagen, wie dein Partner reagieren wird. Aber du kannst trotzdem etwas Hilfreiches tun: Trage Verantwortung für dich statt für ihn! Du kannst vorab nicht wissen, was in deinem Partner vorgeht. Aber du kannst herausfinden, was dir helfen und guttun würde. Handle – in dem für dich passenden Tempo!
Es tut dir nicht gut, wenn du dich immer mehr in Lügen, Halbwahrheiten und bewusst ausgelassenen Informationen verstrickst. Du riskierst jeden Tag die Aufdeckung, dass du als Frau heimlich in eine Frau verliebt bist. Wenn es herauskommt, ohne von dir angesprochen worden zu sein, riskierst du noch mehr. Es kann viel schlimmer eskalieren, weil du dann nicht darauf vorbereitet bist.
2. Wie du mutiger wirst, wenn du als Frau heimlich in eine Frau verliebt bist
Ein Doppelleben belastet sehr. Es kann dich sogar krankmachen! Schließlich schläfst du schlechter, bist ständig innerlich angespannt, hast vielleicht immer häufiger Kopf- oder Bauchschmerzen. Vor lauter Grübelei wird dir schwindelig. Das sind alles Anzeichen dafür, dass du deiner Gesundheit schadest. Dein Körper reagiert immer heftiger.
Deshalb finde ich es richtig gut, dass du diesen Artikel liest. Das zeigt: Du willst etwas verändern. Aber du brauchst Mut und Motivation, um dich aus dem Labyrinth der belastenden Gedanken und Gefühle zu befreien.
Schätze dich dazu nun auf der folgenden Skala von 0 bis 100 ein: Die Null steht für gar keine und 100 für die größtmögliche Belastung durch das Doppelleben. Wähle die Zahl, die zu dir passt:
Stopp!!! Du hast noch keine Zahl gefunden, die zu deinem Empfinden passt? Nimm dir bitte einen Moment deiner Zeit dafür. Ich weiß, das ist nicht leicht einzuschätzen. Lese erst danach weiter, damit du von diesem Artikel wirklich profitierst!
Du bist soweit? Prima. Dann stelle dir nun vor, du machst so weiter wie bisher. Du veränderst nichts. Alles läuft genauso weiter. Was denkst du, wie lange du es noch aushältst, als Frau heimlich in eine Frau verliebt zu sein? Und mit deinem Partner nicht darüber zu sprechen. 6 Monate? 1 Jahr? Die nächsten 5 Jahre?
3. Wie du klären kannst: Ob das Leben mit der geliebten Frau eine Zukunft hat
Du stellst jetzt fest, dass du nicht mehr so lange weitermachen willst? Aber du hast Angst, dass du das Doppelleben aufgibst und dann geliebte Frau einen Rückzieher macht? Du denkst, dass sie vielleicht das Doppelleben nicht aufgeben will, weil sie zu große Angst vor den Reaktionen ihres eigenen Partners bzw. ihrer Partnerin hat?
Dann frage dich: Wie groß ist die Veränderung bereits bei ihr gewesen? Und wie groß schätzt du die Wahrscheinlichkeit ein, dass sie sich trennen wird? Nutze dafür die nachfolgende Skala:
Du hast nun festgestellt, dass deine Belastung durch das Doppelleben sehr hoch ist? Und gleichzeitig ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein freies Leben mit der geliebten Frau möglich wird? Dann prüfe jetzt, was dir helfen kann, von dieser Frau die Trennung durchhalten zu können. Versuche dabei nicht alles gleichzeitig zu machen:
- Dich von der Frau zu lösen.
- Deine sexuelle Orientierung zu klären.
- zu klären, ob du die Partnerschaft fortführen möchtest und ob ihr euch nur auseinandergelebt habt.
Konzentriere dich daher möglichst auf eine Sache, statt dich mit drei Themen zu völlig überfordern. Wenn du eine Treppe hinaufsteigst, wirst du auch hinfallen, falls du 3 Stufen auf einmal nehmen wirst. Löse dich von der Frau ganz unabhängig von der Frage: Bin ich lesbisch?
Falls du nun aber festgestellt hast, die Chance ist größer, dass die geliebte Frau das Doppelleben auch aufgeben will, dann bereite dich nun auf das Gespräch mit dem Partner optimal vor.
4. Wie du – als Frau heimlich in eine Frau verliebt – das Doppelleben leichteren Herzens beendest
Prüfe, wer dich unterstützen kann. Wer kann für dich da sein, falls es dir nach dem Gespräch schlecht gehen sollte? Übernimm Verantwortung für dich!
plane beispielsweise ein: dass dich Freunde abholen können, falls es eskaliert und du den Gesprächsort vorzeitig verlassen willst. wie du dich schützen kannst, falls es sogar zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommen sollte.
Und wo du schlafen könntest, falls die Atmosphäre in der darauffolgenden Nacht unerträglich sein sollte.
Plane den Zeitpunkt für das Gespräch gut.
Organisiere alles so, dass deine Kinder nicht anwesend sind. Überlege dir, wo du sie für die Zeit des Gespräches unterbringen kannst. Bedenke: Wenn sie nebenan schlafen, können sie wach werden. Und du weißt: Das ist nicht für Kinderohren bestimmt, was ihr zu besprechen habt.
Nimm dir für den Zeitraum bis zum Gespräch etwas vor, was dich ablenken kann. Dinge, mit denen du dich auch mal entspannen kannst. Das ist wichtig, gerade wenn du dir selbst Druck machst oder andere Menschen dich stressen. Du steckst in einer Krisensituation. Da ist es wichtig, Kraft zu schöpfen und nicht deine Energie mit Grübeln zu vergeuden.
Wenn du etwas für dein eigenes Seelenheil und gleichzeitig gegen deine Angst tun willst, dass dein Partner das nicht gut verkraften könnte: Informiere einen Freund von ihm, dass du mit deinem Partner an Tag X etwas Schwerwiegendes zu besprechen hast und es sein kann, dass er den Freund zum Reden danach braucht. So sorgst du vor, dass dieser Freund deines Partners dann auch Zeit für ihn hat. Du musst dem Freund nicht sagen, worum es geht. Er sollte sich nur bereit halten für den Bedarfsfall.
5. Was du, bisher als Frau heimlich in eine Frau verliebt, beim Outing akzeptieren kannst
Überlege genau, ob du wirklich etwas für deinen Partner könntest, falls er tatsächlich zusammenbrechen sollte. Du bist nicht für ihn verantwortlich! Er ist ein erwachsener Mann! Nimm keine Therapeutenrolle ein! Keine Pflegerin-Rolle! Du bist nicht seine Krankenschwester!
Wenn er mit Suizid droht: Lass dich nicht erpressen! Er ist für sich verantwortlich. Deine einzig richtige Reaktion darauf wäre dann, den Notarzt zu rufen oder jemanden, der ihn zur nächsten Klinik begleiten kann.
„Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus.“
(Buddha)
Du wirst nicht vorab herausfinden können, was er aus deinen „Offenbarungen“ macht. Vielleicht denkst du, es könnte für ihn hilfreich sein zu hören, dass es keinen anderen Mann in deinem Leben gibt, sondern eine Frau. Ich habe schon viele Männer sagen hören: „Mit einer Frau kann ich nicht konkurrieren.“ Das kann entlastend sein. Aber es kann auch belastend sein, weil es beispielsweise deinem Partner klarmacht: „Die Beziehung ist endgültig aus. Ich habe keine Chance mehr.“
Ich habe schon über 20 Jahre hinweg Erfahrungen mit dem Thema gemacht. Früher gab es noch mehr Männer, die das Outing als besonderen Angriff auf die eigene Männlichkeit verstanden haben. Und wenn es auch weniger geworden sind, es gibt leider auch heute noch Männer, die so denken: „Eine Frau, die was mit einer anderen Frau hat, hat noch nicht den Richtigen abbekommen.“ „Sie muss frustriert sein, da muss der Mann was falsch gemacht haben.“
Klar, das sind Sätze, bei denen du vermutlich – genau wie ich – nur das Gesicht verziehen kannst. Durch solche Gedanken könnte dein Partner sich erst recht die Schuld zuschreiben, wenn er erfährt, dass du schon länger als Frau heimlich in eine Frau verliebt bist. Er kann es als Vorwurf verstehen und sich dagegen wehren wollen. Es kann auch sein, dass er sich schämt, weil andere über ihn denken könnten, er sei kein richtiger Mann, der seine Partnerin glücklich genug macht.
Auch dies zeigt, dass du das Gespräch nicht optimal vorbereiten kannst, indem du darüber nachdenkst, was für ihn gut wäre. Bleib bei dir! Du kennst dich selbst am besten. Du weißt (und kannst viel leichter ergründen), was du selbst denkst und fühlst und brauchst.
Nicht alles wirst du vorweg planen können. Du wirst es inhaltlich auf dich zukommen lassen müssen, wie das Gespräch verlaufen wird. Aber du kannst dir erlauben, das Gespräch vorzeitig zu verlassen, wenn es so verletzend wird, dass du selbst nicht mehr sachlich bleiben kannst.
Ihr kennt euch schon so lange. Auch falls ihr seit längerer Zeit wegen viel Alltagsstress nur noch nebeneinander her leben konntet: Dein Partner wird genau wissen, womit er dich tief treffen kann, falls er enttäuscht ist und dich verletzen will. Teile ihm beim Verlassen des Gesprächs mit, dass du nicht mehr sachlich bleiben kannst. Dass du mit ihm nicht streiten willst. und du weitere Gespräche willst. Sage ihm auch, dass du wieder auf ihn zukommen wirst, wenn du wieder ruhiger weiterreden kannst.
Warum? Das ist wichtig, weil er sich sonst fragen könnte: Geht sie jetzt für immer? Sehe ich sie nie wieder? Lässt sie mich jetzt mit den Kindern hier sitzen? Oder entzieht sie mir nun die Kinder?
Zusammenfassung – deine nächsten Schritte, wenn du mit deinem Partner nun offen reden willst:
Nimm dir jetzt was zu schreiben und notiere dir:
- welchen Menschen du verständigen könntest, damit jemand nach eurem Gespräch für deinen Partner da ist.
- Bei welcher guten Freundin du dich zuerst outen kannst, dass du schon länger als Frau heimlich in eine Frau verliebt bist. Und wie du diese Person bitten kannst, für dich nach dem Gespräch mit deinem Partner da zu sein.
- Wo du die Kinder unterbringen kannst.
- Wo du zur Not schlafen könntest.
- Wie du dich schützen könntest, falls es sehr verletzend wird oder sogar zur körperlichen Auseinandersetzung kommt.
- wie du dich daran erinnern könntest, bei dir zu bleiben, statt für deinen Partner handeln zu wollen.
- Wie du dich daran erinnern könntest, das Gespräch zu verlassen, wenn du nicht mehr sachlich bleiben kannst.
Gehe deinen Weg, jetzt!
Viel Erfolg dabei wünscht dir
Petra Ahrweiler
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Sehr geehrte Frau Ahrweiler, ich habe Ihren Artikel kurz nach der Trennung und nun nochmal drei weitere Monate später gelesen. Ich bin einer von diesen Männern die verlassen worden sind. Ich bin nicht laut, aggressiv oder verbal verletzend geworden, aber ich finde Ihre Sicht der Dinge mehr als gefährlich und teilweise auch verachtend. Ja es ist ein riesen Schritt für die Person, aber für die Person die alleine bleibt ist es m. E. um ein vielfaches schlimmer. Denn sie bleibt ALLEINE und geht nicht, wie hier beschrieben zu ihrer neuen Partnerin. Es hilft dann kein Freund oder Familie, weil der Lebensmittelpunkt weg ist..Applaus für Ihre verantwortungsbewusste Herangehensweise…Sie sind nicht verantwortlich… sowas erbärmliches, sich so aus der Verantwortung zu ziehen…alles vorher zu planen, wenn man ein ganzes Leben geplant hat mit Kind, Haus Familie und dann nur zu sagen, „ich Liebe eine Frau, Ciao Kakao“. Halleluja…und sie sagen als Psychologin man ist nicht verantwortlich für den Partner…aber die Jahre davor schon, wo die Partnerin evtl. andere Probleme hatte, die den Partner im Grunde nichts angingen…Denken Sie darüber nach…Ich finde die von Ihnen beschriebene Art und Weise verachtend…
Sehr geehrter Herr Laebe,
ich kann Ihre Reaktion so sehr verstehen! Natürlich ist es furchtbar schrecklich für Sie, von Ihrer Partnerin verlassen worden zu sein. Genau wie Sie es beschrieben haben, ist es ganz besonders schlimm, weil Sie alleine zurückbleiben.
Ich kann verstehen, dass Sie in Ihrer Wut, Verzweiflung und dem Gefühl der Ohnmacht denken, dass sich Ihre Partnerin aus der Verantwortung zieht. Und ich verstehe es, dass Sie auch auf mich wütend sind, weil ich geschrieben habe, dass Ihre Partnerin nicht für Sie verantwortlich ist. Ich habe dies geschrieben, weil Frauen massive Schuldgefühle gegenüber ihren Partnern haben, wenn sie sich in eine Frau verlieben. Nach meiner Erfahrung trennen sich Frauen nicht leichtfertig, sondern sie quälen sich lange, bis sie eine Entscheidung treffen. Schuldgefühle helfen niemandem. Weder Ihrer Frau noch Ihnen selbst. Schuldgefühle können auch keine Basis für eine weiterführende Partnerschaft sein. Ihre Frau kann nichts dafür, dass sie einen anderen Menschen liebt. Ich auch nicht. Sie ebenfalls nicht. Niemand kann etwas dafür.
Sie haben geschrieben, dass Sie ein ganzes Leben geplant haben mit Kind, Haus und Familie. Natürlich ist das schlimm, dass sich diese Lebensplanung nun völlig verändert. Gleichzeitig bringt es überhaupt nichts, aus allein diesen Gründen an einer Partnerschaft festzuhalten, wenn Ihre Frau eine andere Frau so sehr liebt. Wäre Ihre Frau trotzdem mit Ihnen zusammen geblieben, hätte sich das äußerst negativ auf die Atmosphäre zwischen Ihnen und Ihrer Frau ausgewirkt. Ich kenne Menschen, die sagen, dass sie so etwas versucht und sich damit schrecklich gequält haben. Auch haben mir heute erwachsene Menschen schon erzählt, dass es für sie besser gewesen wäre, wenn ihre Eltern damals nicht nur wegen der Kinder und dem Haus zusammen geblieben wären, sondern sich getrennt hätten.
Ihrem Text entnehme ich, dass Sie für die Probleme Ihrer Partnerin vorher dagewesen sind. Leider macht es wenig Sinn, in einer Partnerschaft so etwas gegeneinander aufzurechnen und damit zu begründen, dass Ihre Partnerin nun deshalb bei Ihnen bleiben müsste. Auch dies kann keine ausreichende Basis für eine erfüllende und langfristig gute Partnerschaft sein.
Stellen Sie sich vor, Ihre Partnerin würde nur wegen Gefühlen der Schuld und Verpflichtung mit Ihnen zusammen bleiben. Das kann nicht gut gehen. Und ich wette, Sie würden das auch nicht wollen. Schließlich wollen Sie geliebt werden. Es kann Ihnen nicht darum gehen, dass sich Ihre Partnerin für Sie aus Mitleid verbiegt.
Normalerweise antworte ich auf Kommentare nicht in einer Form, die schon einer schriftlichen Beratung nahe kommt, weil dies den Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten sprengen würde. Aber bei Ihrem Text habe ich eine Ausnahme gemacht, weil ich deutlich spüre, wie sehr Sie unter der Trennung leiden.
Verlassen zu werden ist für viele Menschen so, wie den Boden unter den Füßen völlig zu verlieren. Sie sind damit nicht alleine! Da Sie von Kind und Haus geschrieben haben, müssen auch der Kontakt zum Kind und schwerwiegende finanzielle Entscheidungen geregelt werden. Dies bewirkt bei Ihnen viele zusätzliche Belastungen, die auch existentielle Sorgen auslösen können. Machen Sie das nicht mit sich alleine aus! Holen Sie sich Hilfe! Sprechen Sie mit einem Psychologen darüber.
Ich wäre gerne für Sie da, aber ich verstehe es vollkommen, wenn Sie das Gefühl haben, dass ich die falsche Person für Sie wäre und Sie sich lieber an jemand anderen wenden. Viele Psychologen haben Wartezeit und keine freien Termine. Falls Sie nicht schnell genug jemanden finden und eine neutrale Person zum Reden wünschen, dann können Sie sich rund um die Uhr an die Telefonseelsorge (https://www.telefonseelsorge.de/) wenden. Dort können Sie auch anonym anrufen (Tel.: 0800-1110111 oder 0800-1110222), falls Ihnen dies lieber ist. Die Kosten werden zwar von der evangelischen und katholischen Kirche getragen, doch ist die Beratung unabhängig von der Konfession. Falls Ihnen ein Gesprächspartner nicht zusagt, können Sie das Telefonat beenden. Wenn Sie dann die bundesweite kostenlose Rufnummer neu wählen, bekommen Sie einen neuen Gesprächspartner, bei dem die Wellenlänge vielleicht besser passt.
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen viel Kraft zur Bewältigung dieser schweren Trennung.
Viele Grüße
Petra Ahrweiler